Wie 2 sich finden, um Partner zu werden…
Teil sieben
Heureka! Es ist soweit! Zwar einen Monat später als geplant, doch jetzt ist es veröffentlicht. Mein Buch, ‚Stella Compañera – Ein Stern begleitet mich‘, ist bei Tredition Verlag erschienen.
Ich beschreibe darin meine ersten Schritte mit meinem ersten Pferd. All das, was in mir ausgelöst wird, was ich erfahre, beobachte und erlebe. Meine Fallstricke, Hemmungen, Konditionierungen, Irrtümer und die wundervollen Begegnungen mit Stella. Sie ist eine große Lehrmeisterin und ich entdecke mit ihr, wo ich noch wachsen darf. Sie lehrt mich, echt zu sein, ohne mich zu bewerten. Sie lehrt mich still zu sein und zu horchen und lädt mich dabei immer wieder ein, endlich meine Stärke zu leben. Und langsam sickert die Botschaft auch in mein übriges Leben. Ich beginne, das, was ich im Umgang mit ihr lerne, in mein Leben zu bringen.
Ganz aktuell hat sie mich wieder einmal darauf aufmerksam gemacht, dass meine Programme, um sie zu ‚trainieren‘ unangemessen sind. Ich darf lernen, im Kontakt und im Augenblick zu bleiben und authentisch zu meinen Gefühlen zu stehen. Kein Plan ist von Nöten, sondern Klarheit darüber wer ich bin und was ich will. Das klingt so einfach … und doch ist es nicht leicht.
Neulich habe ich wieder meine Pläne über Stellas Befindlichkeit gestellt. Ich wollte, dass sie dies und jenes tut, ohne zu schauen, was gerade vor sich geht. Stella aber wollte nicht, dass ich Verhalten bei ihr abrufe. Sie wollte viel mehr Zeit mit Maka Le’a verbringen, die kurz vor der Rosse stand und dann stets Stellas Nähe bei sich wünscht. Zusätzlich war die Herde damit beschäftigt, eine im Sterben liegende Stute zu begleiten. Das bemerkte ich ebenfalls erst, als es offensichtlich wurde.
Meine Versuche, Stella aus der Herde zu holen waren vollkommen fruchtlos. Sie kam, um mich zu begrüßen, doch ein Halfter anziehen und aus der Herde rauskommen stand für sie außer Frage. Wieder sinnierte ich darüber, was ich falsch gemacht hatte, denn Stella kommt sonst immer gerne mit mir mit.
Ein bisschen was habe ich ja schon gelernt, und so ließ ich Stella ein paar Tage in Ruhe. Ich fuhr in den Stall, lud sie ein mit mir zu kommen und akzeptierte ihr ‚nein‘. Dann hörte ich auf, sie einzuladen, bis sie von sich aus wieder zu mir käme. Trotzdem wollte ich nicht akzeptieren, dass sie sich gegen das Halfter wehrte. Ich bin bereit, ihr ‚nein‘ zu akzeptieren, doch sie war mir etwas zu grob dabei und ein Halfter über zu ziehen ist jetzt wirklich keine Freiheitsberaubung.
Spät am Abend, als ich ihr heißes Wasser in ihre Box brachte, um das eisige Wasser in ihrem Eimer für die Nacht trinkfeiner zu machen, bot ich ihr wieder das Halfter an. Sie drehte sich weg, ich wartete. Sie legte die Ohren an, ich gab ihr Raum. Annäherung und Rückzug. Dabei übte ich, vollkommen bei mir und in zeitloser Stille zu sein. Immer wieder drehte sie sich weg, drehte mir ihr Hinterteil zu und begann ein Spiel daraus zu machen. „Okay, mein Mädchen, ich habe Zeit. Ich möchte nur das Halfter überstreifen und dann wieder abnehmen…“
Als sie das zweite Mal ihren Hintern zu mir drehte, spürte ich leichten Ärger in mir aufsteigen, doch ich blieb – geschult therapeutisch – ruhig. Das nächste Mal hob sie ihr Hinterbein drohend… und ich war blitzwach. Sofort eilte ich an ihre Seite, stand neben ihrer Schulter und schimpfte sie etwas lauter und definitiv verärgert: „Ich hab jetzt echt genug! Was soll das denn jetzt gewesen sein!“ Stella steht vollkommen ruhig, schaut wie die Unschuld vom Lande und nimmt entspannt ihr Halfter entgegen. In mir ist kein Ärger mehr. Nur noch eine klare Bestimmtheit, wer ich bin und was ich will. Das Thema hat sich aufgelöst.
Ich habe eine ‚Beißhemmung‘. Meinen Ärger zu zeigen ist nicht erlaubt. Meine Ansprüche sind ‚unangemessen‘ und müssen erst harten Prüfungen unterzogen werden, bevor sie ‚gerechtfertigt‘ werden können. Es ist mein Lebensthema… es langweilt mich oft und ich wünschte, es tät sich einfach nur auflösen. Doch das tut es erst, wenn ich umlerne und tatsächlich anders LEBE.
Stella gibt mir Heilung. Da, wo Menschen sich aus ihren eigenen Konditionierungen heraus verletzt, erschrocken, verunsichert oder beleidigt zurück ziehen, steht Stella zufrieden da und sagt ‚endlich! Ich weiß doch eh, dass du sauer bist. Dann tu doch bitte nicht so falsch friedfertig! Klartext, okay? Alles ist gut. Ich mag dich viel lieber, wenn du echt bist‘. Ja Stella, Klartext…. Ich übe.