Wie 2 sich finden, um Partner zu werden…

Wie zwei sich finden, um Partner zu werden…

Teil Eins

Nachdem mein erstes Buch ‚Stella Compañera – ein Stern begleitet mich‘ demnächst auf dem Markt erscheint, habe ich beschlossen unsere weitere Entwicklung in kleinen Essays hier zu veröffentlichen und euch daran teilhaben zu lassen. Um Stella – und vielleicht auch mich – besser verstehen zu können, möchte ich euch heute etwas über uns erzählen.

Als Stella im Dezember 2016 zu mir kam, war sie erst ein Jahr in Deutschland und hatte inklusive ihres Transportes aus Spanien bereits fünf Umzüge hinter sich. An der Oberfläche wirkte sie meist ruhig, doch sie war sehr angespannt. Schritt gehen, ruhig stehen bleiben, den Kopf berühren lassen, rückwärts-gehen, all das war kaum möglich. Doch mit viel Geduld, Liebe und Ruhe wurde das besser und nach wenigen Monaten konnten wir schon recht entspannt im Wald spazieren gehen. Nur in der Halle war sie kaum zu bremsen, kotete häufig ab und es schien, sie konnte beim besten Willen nicht schritt gehen.

Stella lernt schnell und so sog sie alle Lektionen wie ein Schwamm auf. Nur bremsen nicht. Und Vorderhand weichen und rückwärts-gehen blieben schwierig. Außerdem reagierte sie ungehalten, wenn ich ein paar Meter von ihr weg ging und sie angebunden stehen ließ. Auffallend war auch, dass wenn ich neben ihr stand und nur sanft meine Hand auf ihren Widerrist oder ihre ‚Sattelzone‘ legte, sie sofort unruhig wurde und auswich. Wenn ich dann sanft mit ihren Bewegungen mitging, versuchte sie zu schnappen, brummte und wieherte mit ärgerlichem Gesicht. Also ließ ich mir Zeit. Ganz langsam wurde sie ruhiger. Und doch bleibt bis heute ein Rest Argwohn in ihr. Es ist, als würde sich ein Teil von ihr gegen menschlichen Zugriff verweigern. Ja. Anders kann ich es nicht beschreiben. 

Ich habe einige Zeit gebraucht, um zu begreifen, dass dieses Pferd zwar rasend schnell lernt, doch nur sehr langsam Vertrauen fasst. Und dass die Tatsache, dass sie Lektionen durchschaut und befolgt noch lange nicht heißt, dass sie folgsam ist. Ein Jahr lang habe ich mich selbst überaus kritisch geprüft und hinterfragt. Meine Motive, Einstellungen, Konditionierungen, Ängste und Handlungen. In alle Schatten und Abgründe habe ich geschaut, um besser zu werden. Um zu lernen, was ich lernen muss, um diesem Pferd Sicherheit zu geben. Sie ist mein erstes Pferd. Die Erfüllung meines Lebenstraumes. Aufgeben gibt es da nicht. Doch als ich sie kaufte, reichte mein Wissen nicht aus, um dem, was sie mir bot, gerecht zu werden. Also durfte und darf ich weiterhin wachsen.

Jetzt, nachdem ich intensiv an mir gearbeitet und mein Pferd durch viele Erfahrungen besser kennen gelernt habe, kann ich beginnen an Stellas Themen zu arbeiten. Jetzt ist auch sie soweit, dass sie mir zuhört. Ganz langsam, in kleinen Schritten gehen wir voran. 

Heute, nach 22 Monaten mit ihr, durfte ich zum ersten Mal neben ihr stehen, meinen Arm über ihren Rücken gelegt sanft ihre abgewandte Seite streicheln UND meinen Kopf sanft an sie lehnen. Sie schaute zwar, doch sie legte kein Veto ein. Ich durfte das auf beiden Seiten! Wenn ich auf ihrer rechten Seite stehe, gehen alle Dinge entspannter. Wenn ich links von ihr stehe – die typische aufsteige Seite – ist sie schneller beunruhigt. Heute nicht. Für ein Pferd wie Stella ist das eine große Leistung. Und ich habe gelernt, mich über die kleinsten Erfolge zu freuen!

Wie es mit uns weiter geht erzähle ich das nächste Mal.