lebensfreude

Lebensfreude

Was bedeutet das für mich?

Ein blauer Himmel, die salzige Luft des Meeres, Wellenrauschen, der Duft von Pinienwäldern und verbranntem Holz, das Zirpen der Grillen. Ich verbinde damit glückliche Momente des Seins. Momente, in denen ich mir und dem Leben nah war. Hautnah. Alle Trennung schien aufgehoben. Die Welt war weit und so war es auch mein Herz. Friedlich. Im Einklang.

Der Wunsch, dieses Gefühl in ein Einmachglas zu füllen, um es immerzu bei mir haben zu können, ist gepaart mit dieser Erinnerung. Doch wie der Name sagt, lebt die Erinnerung eben in meinem Inneren. Und im Äußeren scheinen Krisen unausweichlich zyklisch aufzusteigen wie die Wogen des Meeres. Trotzdem bleibt die Sehnsucht bestehen.

Nach nun 30 Jahren der Suche, der Therapien, Therapieausbildungen, Persönlichkeitsentwicklung, Selbsterfahrung und immer wieder auftauchenden Krisen, war es endlich soweit. Ich hatte es satt! Alle Versuche, Lebensfreude in mein Herz zu pflanzen, so dass es offen, weit und fröhlich bleiben würde, haben mich gelehrt, dass Lebensfreude eine zarte und empfindsame Pflanze ist. Sie kann zu jeder Zeit und an jedem Ort austreiben und spontan erblühen. Doch um das zu tun, benötigt sie ein angemessenes Milieu.

Lebensfreude gedeiht, wenn ich mich und das, was ich tue, liebe. So einfach das klingt… manchmal erscheint es unglaublich schwer. Mich lieben, obwohl ich weder meinen eigenen noch den Erwartungen anderer entspreche? Und wie kann ich lieben was ich tue, wo so viele meiner Handlungen von außen gesteuert zu sein scheinen? Und im Übrigen… wie kann ich tun, was ich liebe, wo mich doch meine Lebensumstände ständig davon abzuhalten versuchen?

Sind Konflikte, Zweifel und Krisen nicht vorprogrammiert, wenn ich diesem Rat auch nur probiere zu folgen?

Es ist wahr. Herausforderungen und Krisen bleiben bestehen. Doch wie ich mit ihnen lerne umzugehen, kann mein ganzes Leben verändern. Die Frage ist weniger, ob und wie ich Krisen ausweichen kann, sondern vielmehr, welchen Einfluss sie auf mein Leben haben.
Tatsächlich scheint mir jede Krise, wie klein oder groß sie auch sein mag, eine Wachstumskrise zu sein. Je besser ich um meine Themen und meine Ressourcen Bescheid weiß, desto zuversichtlicher und kompetenter agiere ich. Es ist meine Kompetenz, die eine schwere Krise zu einer kleinen Krise werden lässt.

Also was, außer meiner Sehnsucht nach Lebensfreude, hat mich bewegt, diesen Weg zu gehen und auch andere zu diesem Weg zu ermutigen?
Ich war des Leidens überdrüssig. Nachdem ich erkannt hatte, dass mein Leben immer wieder von schmerzhaften Herausforderungen durchzogen sein wird, wollte ich mir wenigstens auch die Freuden gönnen! Ich begann, mir meine tiefsten Wünsche zu erfüllen… und fand heraus, dass ich in dem, was ich liebe auch Heilung finde.
Heute bin ich davon überzeugt, dass jeder und jede von uns seinen eigenen Weg zu Heilung und Lebensfreude finden kann, wenn er oder sie den Mut hat, seiner oder ihrer Leidenschaft zu folgen. Wie unsinnig diese auch für andere aussehen mag. Ich glaube, wir lieben etwas, werden gerufen, weil wir im Folgen dieses Rufes und dieser Liebe eben jene Heilung finden, die es uns ermöglicht wahrhaft zu wachsen.
Es ist dieser Weg, auf dem wir unserer Kompetenz begegnen und sie entfalten können.
Und da, wo wir kompetent sind, können wir unsere Krisen meistern und kraftvoll leben!

Warum das Pferd

Seit ich mich erinnern kann, habe ich alle Tiere und die Natur innig geliebt. Aus mir unerklärlichen Gründen galt meine besondere Liebe den Pferden. Sicherlich mögen fast alle Mädchen Pferde und diese Schwärmerei kann sich „verwachsen“. Doch vielleicht ist es mehr als eine Schwärmerei?

Mich hat der Wunsch nach einem Pferd, den ich schon bald lernte als unerfüllbaren Traum zu betrachten, nie ganz los gelassen. Immerzu schien es unsinnig, riskant, teuer und zusätzlich gefährlich, sich mit Pferden zu beschäftigen oder gar ein eigenes zu besitzen.

Nun… ich sagte mir: eines Tages werde ich sterben. Ich werde zurück blicken auf mein Leben und was werde ich dann zu mir sagen? Was werde ich bedauern? Wovon werde ich sagen „Scheiß drauf! Das hättest du einfach tun sollen!“

Und da stand es wieder vor mir. Mein Pferd!
Nein, zuerst hatte ich diesen Mut nicht, mir ein eigenes zu kaufen. Mit 40 Jahren nahm ich meine erste Reitstunde und ich bin mir heute noch dankbar, dass ich mir das schenkte. Reiten ist für mich eine zwiespältige Angelegenheit. Der Gedanke, so ein wundervolles Tier zu belasten war mir zuwider. Und natürlich hatte ich auch ein wenig Furcht, ich könnte scheitern, herunter fallen, mich schwer verletzen. Das Thema Vertrauen wurde mir bewusst und viele andere Themen mehr.
Im Umgang mit den Pferden, begann ich mich selbst neu zu entdecken. Ich stieß an Grenzen, die ich überall in meinem Leben spüren konnte, die sich jedoch nirgendwo so deutlich zeigten, wie beim Pferd. Ja, Krisen wurden dadurch ausgelöst. Selbstzweifel und Ängste. Doch irgendetwas zog mich immer wieder hin zu diesen Geschöpfen. Ihre Anmut, ihre Kraft, die sanften Augen …

Mein Geist wurde still bei ihnen und mein Herz offen.

Es war kein leichter Weg für mich. Romantische Verliebtheit und überfürsorgliches Verständnis für diese Tiere wechselten sich mit Gefühlen der Inkompetenz und Angst ab. Meine Neigung, in unsicheren Momenten die Führung ganz abzugeben oder das Pferd zwingen zu wollen, hat zu haarsträubenden Erlebnissen geführt.

Ich stieß an meine Grenzen und es gab keinen Weg an ihnen vorbei. Wollte ich diesen unangenehmen Gefühlen und Erlebnissen ausweichen, musste ich den Umgang mit Pferden aufgeben. Und meine Seele weinte bei diesem Gedanken. Etwas in mir wusste, dass ich es schaffen würde. Irgendwann würde es mir gelingen, kompetent und freundschaftlich mit diesen Tieren umzugehen. Irgendwann würde ich verstehen, was mich hinderte. Irgendwann würde ich eine Beziehung zu einem Pferd haben und seine Sprache verstehen. Irgendwann… vielleicht erst spät… doch ich spürte, dass es für mich nichts Beglückenderes geben konnte, als Momente der Einheit mit einem Pferd.

Noch immer lerne ich und so wird es auch bleiben. Im Dezember 2016 folgte ich dem nächsten Schritt meiner Sehnsucht und holte meine Stute Stella zu mir. Jetzt hatte ich meine Lehrmeisterin gefunden. Eine menschenzugewandte, feinsinnige Dame mit einem sehr eigenen Kopf.

Heute, 10 Jahre nach meiner ersten Reitstunde, weiß ich, dass diese hochsensiblen Tiere die Gabe haben, Menschen besonders zu berühren. Menschen auf der ganzen Welt, fühlen sich zu Pferden hingezogen. Selbst wenn sie Angst vor ihnen haben. Die großen Könige und Kriegsherren wurden allesamt an Pferden zur Reife gebracht. Ein guter Führer muss reiten können. Denn beim Reiten geht es kein bisschen ums herrschen…

Das Pferd ist ein Beutetier, das einem Raubtier erlaubt, auf seinem Rücken (der Angriffsstelle) zu sitzen. Es trägt das Raubtier und lässt sich von ihm lenken. Es spürt dabei jede kleinste innere und äußere Bewegung des Reiters, seine innere und äußere Haltung, seine Einstellung und Absicht. Es weiß, wann der Reiter sich sicher ist und wann unsicher. Es weiß alles über den gegenwärtigen Zustand seines Reiters.

Übrigens weiß es das alles schon, bevor der Reiter aufsteigt.